LS: Lieber Herr Dr. Petrasincu, herzlichen Dank, dass Sie sich heute die Zeit für den Austausch nehmen und herzlichen Glückwunsch zur erneuten Nominierung – aller guten Dinge sind drei, also steht dem Award im Oktober ja eigentlich nichts mehr im Wege?
AP: Da hätten wir sicher nichts dagegen! Jedenfalls sehen wir die erneute Nominierung klar als Auszeichnung für die Erfolge, die wir im letzten Jahr für unsere Mandanten erreichen konnten.
LS: Vielleicht sollte der Juve-Verlag darüber nachdenken, sein Ranking zu überarbeiten? Sie sind bei den großen Meldungen und Erfolgen stets ganz oben mit dabei, im Handbuch aber nicht. Legal500 sieht das ja auch anders.
AP: Ja und nein – wir bedienen ja mit unserem Fokus auf Kartellrecht in Digitalmärkten und Kartellrechtslitigation eine Nische in der Nische und entsprechend freuen wir uns grundsätzlich über die Anerkennung. Sie haben aber insofern recht, als dass wir mit 20 Kolleginnen und Kollegen, die sich rein im Kartellrecht bewegen eines der mit Abstand größten Teams am Markt haben.
LS: Sie haben seit der Gründung in Deutschland in der Tat ein erstaunliches Wachstum an den Tag gelegt, was mit Ihrer Aufnahme in das internationale Management der Kanzlei sowie der Ernennung zum Managing Partner Deutschland auch gewürdigt wurde. Wobei Sie vor einigen Jahren selbst noch der Meinung waren, eine klassische Managementstruktur brauche es nicht.
AP: Aufgrund unseres starken Wachstums brauchten auch wir klare Managementstrukturen, was aber nicht heißt, dass wir einen „top down“-Ansatz fahren. Wir stimmen alle entscheidenden Fragen wie seit unserer Gründung eng im Partnerkreis ab.
LS: Und wären Sie denn offen für Verstärkung von außen i.S.v. „lateral hires“
AP: Grundsätzlich schon, wobei uns wichtig ist, dass jede neue Kollegin und jeder neue Kollege sich durch absolute fachliche Brillanz auszeichnen, gut zu unserem Team passen und sich für einen innovativen Ansatz bei der Rechtsdurchsetzung begeistern können. Ohnehin sind wir aber in der sehr glücklichen Position bereits hervorragende Kolleginnen und Kollegen zu haben, so dass wir in jedem Fall auch ein sehr starkes organisches Wachstum erwarten”
LS: Und wie rekrutieren Sie dann jüngere Kolleginnen und Kollegen?
AP: Da haben wir erfreulicherweise keine Probleme. Obwohl wir akademisch deutlich höhere Anforderungen stellen als viele andere Kanzleien, erhalten wir eine Vielzahl an herausragenden Bewerbungen. Das mag sicher zum einen daran liegen, dass wir in unserer Nische äußerst spannende Mandate haben und für unsere Mandantinnen sehr gute Erfolge erzielen konnten. Ich denke, das zieht auch junge Kolleginnen und Kollegen an, denen es heute umso wichtiger ist, auf der „richtigen Seite“ zu stehen und für eine „gute Sache“ zu kämpfen. Hinzu kommt, dass wir als Kanzlei sehr viel Wert legen auf eine kollegiale und faire Arbeitsatmosphäre inkl. geregelter Arbeitszeiten. Wir bieten unseren Anwältinnen und Anwälten zum Beispiel nicht nur die Möglichkeit in 80%-Teilzeit zu arbeiten oder 35 Urlaubstage im Jahr, sondern auch noch die Garantie, im Urlaub nicht gestört zu werden.
LS: Das heißt, Sie müssen sich nicht – wie sonst üblich – auf Fachmessen um die jungen Talente bemühen?
AP: Grundsätzlich nicht, wobei wir mit der für nächstes Jahr geplanten Teilnahme an der „Stick and Stones“-Messe hier ganz bewusst eine Ausnahme machen, da uns das Thema LGBTQ+ sehr am Herzen liegt. Das tun wir aus Überzeugung, auch weil wir als Kanzlei sehr divers sind, was ich großartig finde!
LS: Uns ist bei der Vorbereitung auf das Gespräch aufgefallen, dass Sie als Kanzlei atypische Profile wie eine Head of Economic Analysis and Legal Project Management oder eine Competition Economist beschäftigen.
AP: Als Kanzlei, die sich regelmäßig mit sehr komplexen Sachverhalten, riesigen Datenmengen und der Notwendigkeit konfrontiert sieht, ökonomisches und betriebswirtschaftliches Knowhow zu bilden, müssen wir uns multi-disziplinär aufstellen. Bei vielen Mandaten arbeiten wir grundsätzlich mit externen Ökonomen zusammen, deren Stundensatz am Rande bemerkt so manchen Großkanzleipartner neidisch machen dürfte. Hier ist aber der Austausch von Wissen und die Kommunikation teilweise herausfordernd, so dass wir intern Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, die diese Informationen kanalisieren und als Vermittler zwischen den Welten dienen. Wir haben in Deutschland 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und nur dreißig davon Rechtsanwältinnen bzw. Rechtsanwälte. Gerade bei großen Mandaten bilden wir stets multidisziplinäre Teams, bei denen die Projektverantwortung gemeinsam von einem Counsel oder Senior Associate auf der einen Seite und einer/einem Projektmanager/Projektmanagerin getragen wird - natürlich unter der Hauptverantwortung eines Partners.
LS: Das klingt ja fast so, als ob Sie als Kanzlei neue Wege beschreiten?
AP: Absolut. Es ist unser Anspruch, für unsere Mandantinnen und Mandanten stets das Beste herauszuholen und dabei sind wir auch bereit, neue und innovative Wege zu gehen. So haben wir für unsere Mandanten Abtretungsmodelle aufgesetzt, die lange Zeit umstritten waren, aber erst kürzlich vom Bundesgerichtshof gebilligt worden. Ein weiteres Beispiel ist die Nutzung neuer Vorschriften zur Kontrolle der Marktmacht von Digitalunternehmen, z.B. den mittlerweile berüchtigten Tipping Paragrafen.
LS: Und worauf freuen Sie sich denn ganz besonders, wenn der Schriftsatz fertig ist?
AP: An erster Stelle natürlich meine Familie. Davon abgesehen ist meine große Leidenschaft aber American Football – meine Lieblingsteams sind aus der NFL die Los Angeles Rams, in Deutschland Rhein Fire.
LS: Lieber Herr Dr. Petrasincu, wir danken ganz herzlich für den kurzweiligen Austausch und freuen uns auf die gemeinsame Feier im Oktober!